Historische Fanganlage für Wildenten: Vogelkoje auf Amrum
Die Anlage zeigt den Entenfang auf Amrum im letzten Jahrhundert
Bereits im 16. Jahrhundert gab es in den Niederlanden Vogelkojen. Dort lernten Walfänger aus Föhr diese Fangmethode für Enten kennen. Im 18. Jahrhundert wurden die ersten Vogelkojen auf Föhr angelegt. Da die Ausbeute beim Entenfang nicht immer befriedigend war wurden einige Kojen auch wieder geschlossen. 1866 wurde die erste Vogelkoje auf Amrum angelegt. Auch an anderen Orten im Wattenmeer entstanden Vogelkojen , so auch auf den Inseln Sylt und Pellworm. Anfang der 1930er Jahre ging die Zahl der Wildenten im Wattenmeer massiv zurück. Das wirkte sich auch auf die Fangzahlen in den Vogelkoen aus. Die Vogelkoje auf Amrum wurde 1936 aufgegeben.
Eine Fangpfeife in der Vogelkoje als Teil der historischen Fanganlage für Wildenten. Im Hintergrund ist der Kojenteich zu sehen. (Foto: Andreas Dölz)
Heute ist die Vogelkoje ein viel besuchtes Ausflugsziel und mit dem Fahrrad von Nebel oder Norddorf auf schönen Waldwegen erreichbar. An der Verbindungsstraße zwischen Nebel und Norddorf gibt es eine Bedarfshaltestelle für den Inselbus. Von dort führt ein beschilderter Verbindungsweg durch den Wald zur Vogelkoje. 2011 wurde an der Vogelkoje der Naturerlebnisraum Meeram Vogelkoje gestaltet.
Wegbeschreibung zur Vogelkoje, der ehemaligen Fanganlage für Wildenten auf Amrum
Mit dem Bus (Busfahrplan auf der Insel Amrum) bis zur Bedarfshaltestelle Vogelkoje/Klööwenhuuch zwischen den Haltestellen Westerheide bei Nebel und Sturmmöve (von Wittdün kommend) und Aussichtsdüne Norddorf und Westerheide (von der Endhaltestelle Norddorf kommend). Dann weiter zu Fuß der Beschilderung folgend ca. 1 km durch den Wald bis zur Vogelkoje.
Mit dem Fahrrad von Norddorf durch den Wald bis zum Fahrradabstellplatz an der Vogelkoje (vgl. Kartenausschnitt).
Zu Fuß von Nebel-Westerheide, vom südlichen Ortsausgang von Norddorf, von der Bedarfshaltestelle Vogelkoje/Klööwenhuuch oder vom Quermarkenfeuer aus über den Bohlenweg am Archäologischen Areal vorbei (vgl. Kartenausschnitt).
GPS-Koordinaten der historischen Fanganlagefür Wildenten(Google Maps):
54° 39' 50.4" Nord 8° 19' 34.6" Ost
Ausschnitt der SI-Inselkarte Amrum mit der Vogelkoje und der Bedarfshaltestelle Vogelkoje/Klööwenhuuch zwischen den Haltestellen Nebel-Westerheide und Sturmmöve in Norddorf (von Wittdün kommend).(Kartenausschnitt der SI-Insellarte Amrum mit freundlicher Genehmigung des SI-Verlags.)
Die Vogelkoje: Sehenswerte historische Fanganlage für Wildenten mit dem Haus des Kojenmanns
Im Eingangsbereich zur Vogelkoje steht das Haus des Kojenmanns. Für die Vogelkoje zuständig war der Kojenmann. Füher war in dem Haus der Kiosk untergebracht. Nach der Neugestaltung der Anlage und dem Bau des Servicepavillons ist seit 2014 im Innern des Hauses der ursprüngliche Zustand der Behausung nachempfunden.
Vogelkoje auf Amrum - Fanganlage für Wildenten: die Behausung des für die Vogelkoje zuständigen Kojenmanns (Foto: Andreas Dölz)
Historische Entenfanganlage - Vogelkoje Amrum:: Blick in den Innenraum des Hauses für den Kojenmann (Foto: Andreas Dölz)
Was waren die Aufgaben des Kojenmanns in der Vogelkoje?
Zu den Aufgaben des Kojenmanns in der Vogelkoje gehörten die Instandhaltung der Vogelkoje, die Vorbereitung des Fangs und die Fütterung der Lockenten. In der Fangsaison musste er täglich die Enten in die Reusen scheuchen, die Reusen leeren, die gefangenen Enten zählen, die toten Enten an die Anteilseigner der Vogelkoje abliefern und die Einnahmen und Ausgaben der Vogelkoje abrechnen.
Historische Entenfanganlage - Vogelkoje Amrum: Das Haus des Kojenmanns hat nur einen einzigen Raum mit der Schlafmöglichkeit neben dem Schreibtisch (Foto: Andreas Dölz)
Wie wurden die Wildenten in der Fanganlage angelockt?
Die Wildenten brauchen bei Ihrem Flug in die Winterquartiere immer wieder Ruhepausen. Um die ziehenden Wildenten zu fangen, wurden für die Enten attraktive geschützte Rastplätze in Form von sogenannten Vogelkojen gebaut. Die Vogelkoje war mit Bäumen umsäumt und verleiteten die Wildenten dazu, auf dem Teich zu landen. Dort fanden die Wildenten Ruhe und Süßwasser. Die Vogelkoje bestand aus einem künstlichen Teich von ca. 40 x 40 m. Im Teich selber wurden gezähmte Enten gehalten, sie sollten die wilden Enten in den Teich locken. Im Sommer wurde die Vogelkoje vorbereitet, damit Ende August mit dem Entenfang begonnen werden konnte.
Der Kojenteich in der Vogelkoje zum Anlocken der Wildenten
Historische Entenfanganlage - Vogelkoje Amrum:Der Kojenteich: Ein künstlicher Teich mit Süßwasser, auf dem die zahmen Enten zum Anlocken der Wildenten gehalten worden sind. (Foto: Andreas Dölz)
Historische Entenfanganlage - Vogelkoje Amrum: Eingang zu einer der sogenannten Fangpfeifen, von denen es an jeder Ecke des Kojenteichs eine gab. (Foto: Andreas Dölz)
Historische Entenfanganlage - Vogelkoje Amrum:Übersichtsplan mit dem Kojenteich und der Anordnung der Fangpfeifen (Foto: Andreas Dölz)
Wie wurden die Wildenten in der Vogelkoje gefangen?
Von dem Süßwasserteich gehen in den vier Ecken jeweils Fangkanäle aus, die sogenannten "Fangpfeifen". Die Fangpfeifen sind reussenartige Gebilde, die zum Teich hin offen sind und in einem Fangkorb enden. Die Fangpfeifen waren mit Netzen allseitig umspannt. Jede Pfeife ist leicht gekrümmt, um den Wildenten die Scheu vor der Enge zu nehmen. Entlang den Pfeifen waren früher Schilfkulissen aufgebaut, damit sich der Kojenmann ungesehen nähern kann. Zum Fang wurde jeweils der Windrichtung entsprechend die Pfeife benutzt, aus die der Wind herauswehte. Die zu Beginn der Saison gefangenen Lockenten wurden regelmäßig in den Pfeifen gefüttert. Die nach und nach eintreffenden Zugvögel machten es den Lockenten nach und schwammen zum Fressen in die Pfeifen. Die Pfeifen endeten in Reusen, in denen die Enten gefangen wurden. Hier wurden die Enten ergriffen und "gegringelt". Dabei wurde nach dem Griff am Hals der Körper umgedreht, so dass das Genick brach und die Enten sofort tot waren.
Historische Entenfanganlage - Vogelkoje Amrum:Der von Bäumen umgebene Süßwasserteich der Vogelkoje zum Anlocken der Wildenten mit einer der vier zum Kojenteich hin offenen Fangpfeife (Foto: Andreas Dölz)
Historische Entenfanganlage - Vogelkoje Amrum:Eine von insgesamt 4 "Fangpfeifen", die je nach Windrichtung für den Entenfang genutzt wurden. (Foto: Andreas Dölz)
Der Kojenmann am Ende einer Fangpfeife: Hier wurden die Enten ergriffen und "gegringelt". Dabei wurde nach dem Griff am Hals der Körper umgedreht, so dass das Genick brach und die Enten sofort tot waren.
Historische Entenfanganlage - Vogelkoje Amrum:Aufnahme vom Entenfang in der Ausstellung der "Der Kojenmann" im Naturzentrum Norddorf.
Ausstellung "Der Kojenmann" im Naturzentrum Norddorf
In der Ausstellung "Der Kojenmann" im Naturzentrum Norddorf ist der Betrieb der Vogelkoje mit Anschauungsobjekten, Fotos und Tafeln beschrieben. Ein Besuch der Ausstellung ist unbedingt empfehlenswert. Auf den historischen Aufnahmen aus der Ausstellung "Der Kojenmann" im Naturzentrum Norddorf ist das Fangen und die Verarbeitung der Enten dargestellt. Zur Ausstellung "Der Kojenmann" im Naturzentrum Norddorf gibt es auch ein Buch von Martin Rheinheimer "Der Kojenmann" (Der Kojenmann: Mensch und Natur im Wattenmeer 1860-1900 von Martin Rheinheimer, April 2007).
Historische Entenfanganlage - Vogelkoje Amrum:Ausstellung "Der Kojenmann" im Naturzentrum Norddorf. (Foto: Andreas Dölz)
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